Ein Fallbericht, der die Wichtigkeit der Arbeit vor Ort zeigt. Auch wenn das in diesem Fall nun glücklicherweise keine Tuberkulose war und dem Kind im St. Thomas Home gut geholfen werden konnte, so bleibt diese Arbeit uns eine Mahnung weiter zu helfen so gut wir können. Leider muss man ausdrücken, dass dieses Kind vermutlich „draußen“ nicht überlebt hätte.
Fallbericht von Dr. Tobias Vogt zu Prisha R.:
(interner Mailverkehr zwischen Dr. Tobias Vogt und den Drs. Kölle)
Liebe Uta, lieber Dankwart
darf ich Euch ein Kind vorstellen, das ich in der zurückliegenden Woche in das St. Thomas Home aufgenommen habe?
Das Mädchen heißt Prisha R. und ist 19 Monate alt. Die Mutter brachte dieses Kind an einen der letzten Arbeitstage in der Dispensaries der German Doctors Partnerorganisation Howrah South Point in unsere Außenstelle in dem Dorf Bhojerhat, rund 20 km südlich der Stadtgrenze von Kalkutta. Die Mutter des Kindes berichtete Husten, Fieber und Kurzatmigkeit seit 15 Tagen. Das Kind sei vorher nie kurzatmig gewesen. Außerdem habe es seit drei Wochen Durchfall. Die Mutter berichtete, dass beide Eltern Tuberkulose in ihrem Leben hatten, allerdings in dem Zeitraum vor der Geburt des Mädchens. Das Kind selbst war ein Frühchen, das im achten Monat per Kaiserschnitt geholt worden ist, und sein Körpergewicht betrug damals nur 1.165 g. Während meiner Untersuchung war das Kind irritiert, das heißt, wehrte sich gegen jede ärztliche Untersuchung. Das Kind war aber zu diesem Zeitpunkt nicht kurzatmig.
Prisha R. wurde zuvor schon in der Universitätsklinik von Kalkutta wegen einer Lungenentzündung behandelt worden. Das Krankheitsbild hatte aber auf das Antibiotikum nicht gut angesprochen.
Ich habe mich zur Durchführung eines Röntgenbildes entschlossen, welches eine Infektion des linken oberen Lungenlappens zeigte. Da wir nicht mehr in dieses Dorf zurückkehren würden, und die Mutter das Kind nicht ein weiteres Mal bringen konnte, habe ich ihr die stationäre Aufnahme mit dem Kind im St. Thomas Home vorgeschlagen, worauf sie auch eingegangen ist.
In den nächsten Tagen wurden einige Tests gemacht, die aber die Verdachtsdiagnose einer Tuberkulose nicht bestätigt haben. Ein anderes Antibiotikum als das der Universitätsklinik führte bei dem Kind zu Beschwerdefreiheit, und sie war spielerisch und unbeeinträchtigt. Letztlich ist war es also eine verschleppte Lungenentzündung, aber keine Tuberkulose. Das lässt sich ja nicht ohne weiteres voneinander unterscheiden.
Das Kind wird übermorgen in gutem Zustand nach Hause entlassen.
Ich danke Euch für die Unterstützung von Kindern mit Tuberkulose oder Tuberkuloseverdacht hier in Kalkutta!
Ich verbleibe mit herzlichen Grüßen
Tobias
Der Bericht wurde von Dr. Tobias Vogt, stationärer Arzt der German Doctors im St. Thomas Home in Kalkutta an uns geschickt, 04.03.2023